Am 22. Juli besuchten wir zusammen mit Schwester Henriqueta die kleine Stadt São João da Boa Vista auf einer der Inseln von Marajó. Wir verfolgten aus nächster Nähe die Aufklärungsarbeit des lokalen Teams und nahmen an einem Treffen mit dem Netzwerk zur Verteidigung der Menschenrechte der Stadtverwaltung teil.
Schwester Henriquetas Arbeit besteht darin, den Menschen zuzuhören. Und dann tut sie das, was die Menschen sich allein nicht trauen. Sie zeigt an, fordert, bemängelt, kritisiert. Sie ist ehrlich, man kann sich auf sie verlassen. Sie hilft Frauen, Kindern und Jugendlichen ihre Rechte einzufordern. Mitten im Amazonasgebiet, in Siedlungen, in denen Macht mit Gewalt verteidigt wird. Wer spricht, verrät, wer verrät, verschwindet. Wortwörtlich. Den Mut, jemanden in der Gemeinschaft oder der Familie anzuzeigen, bringt niemand allein auf - selbst wenn man seine Rechte kennt. Henriqueta berät, unterstützt und bringt die Menschen in Sicherheit. Sie spricht mit den Sozialarbeiter*innen in den Gemeinden, vernetzt und gibt Probleme an höhere Stellen weiter. Sie ist bekannt und ihre Berichte werden gehört. Sie hat Einfluss und ist eine Stimme der Benachteiligten. Und gleichzeitig ist sie damit die Zielscheibe von denen, die ihre eigenen Regeln aufstellen. Aber Schwester Henriqueta hat keine Angst.
Durch die Gespräche und Einblicke wurde uns klar, wie groß die Herausforderungen sind und wie schwierig der Weg zu Lösungen ist. Oft vermischen sich soziale Fragen mit lokalen politischen Interessen. Es bedarf der Einheit, des Mutes und des kollektiven Engagements. Diese Arbeit ist unerlässlich, um die Rechte und die Würde von Kindern, Jugendlichen und Frauen zu gewährleisten.
Während eines Treffens sagte Henriqueta zu den lokalen Partnern:
„Wir werden missachtet, mit dem Tod bedroht und leben unter Druck. Ich habe Angst, zu sterben, ohne die Veränderungen zu sehen, die ich mir so sehr wünsche. Ich träume von einem gerechten und würdigen Marajó. Und ich glaube, dass wir die Kraft dazu haben.”
Schwester Marie Henriqueta vom Instituto Dom Azcona ist eine Brücke zwischen den Gemeinden und den Behörden. Sie fungiert als Sprachrohr für Beschwerden und kämpft dafür, dass verweigerte Rechte Wirklichkeit werden.
Es ist auch dringend notwendig, die institutionelle Nachlässigkeit anzugehen. Die Schutzmechanismen existieren – und sie müssen funktionieren. Wir sind dankbar, dass sie diesen Kampf führt. Denn Leben und Würde können nicht warten.