Mittwoch (01.04.) fliegen wir (12 Teilnehmer) pünktlich am Abend von Frankfurt ab und kommen am Donnerstag (02.04.2009) in der Früh in Sao Paulo an. Dort versorgen wir uns zunächst mit der
Landeswährung Real und sogleich geht es weiter in einem 40-min. Flug nach Rio de Janeiro. Hier erwartet uns Pater Justino, der Leiter des Menschenrechtszentrums von Nova Iguaçu. Mit seinem PKW
und einen für unsere Besuchstage angemieteten Kleinbus geht es direkt zum 30 km entfernten Nova Iguaçu in der direkten Bannmeile der Metropole Rio de Janeiro. Hier wachsen die Städte alle
ineinander.
Nova Iguaçu
Im Bildungshaus der Diözese Nova Iguaçu finden wir heute die Büros und die Verwaltung des Menschenrechtszentrums. Hier ist auch die Anlaufstelle der juristische Betreuung, Erläuterung und
Begleitung für arme Familien, die sonst keine Chance auf einen Rechtsbeistand haben. Hier kommen die verschiedensten Fälle auf den Tisch, stets grundlegende Menschen- und Bürgerrechte. Am ersten
Abend erzählen uns Pater Justino und die kompetente langjährige Sozialarbeiterin und Sekretärin im Menschenrechtszentrum, Hercília eine ganze Reihe von Beispielen: Insbesondere geht es dabei um
Unterhaltsstreit gegen die Väter, die ihrer Verpflichtung nicht nachkommen. Aber viele suchen auch nur Hilfe, damit sie einen Pass erhalten, eine Geburtsurkunde erstellen können, die nie
angefertigt wurde oder es geht um Anerkennung der Vaterschaft durch DNA, wenn der Vater diese leugnet, um sich somit von seiner finanziellen aber auch emotionellen Mitverantwortung zu drücken.
Oder die stetig steigenden Anklagen wegen Kindesmissbrauch sogar innerhalb der Familie, meist durch einen Stiefvater. Hier umfasst die Hilfe auch einer Weiterleitung zu einer möglichen
Opferbetreuung durch Programme der Landesregierung.
Leider geht es auch oft um wirklich kriminelle Handlungen, die dann zu den zuständigen Kommissariaten weitergeleitet werden. Hier gibt das Team der Anwälte im Menschenrechtszentrum Orientierung
und macht den armen Menschen aus den Elendsvierteln Mut, für Ihre Rechte zu kämpfen.
350 Fälle werden so derzeit begleitet, ohne diese Arbeit bleiben die Armen in dieser Region ohne eine Anlaufstelle und ausgeschlossen, im Kampf um ihre Rechte.
Am Nachmittag besuchen wir die frühere Besetzung im Stadtteil Zumbi dos Palmares, der vor 21 Jahren bereits den Mitgliedern der Bürgerinitiative um die Anerkennung ihres Grund und Bodens
überschrieben wurden. Nach einem mehrjährigen Kampf mit Behörden und Polizei und den unermüdlichen Einsatz des Team im Menschenrechtszentrum konnten diese 450 Familien seit 1989 sicher sein, dass
sie nicht mehr vertrieben werden. Die Stadtverwaltung hat das Areal, was über Jahrzehnte brach lag urbanisiert und bei unserem Besuch konnten wir uns von einer intakten, dörflichen Atmosphäre
überzeugen, was für diese Region äußerst außergewöhnlich ist. Die Leiterin des Einwohnerrates Wanda zeigte uns stolz das erreichte, und erzählt uns, dass sie hofft, das die Stadtverwaltung
endlich ihr Versprechen einlöst, die Arbeit des kleinen örtlichen Vorschulkindergartens zu finanzieren, der auf Spenden aus dem Ausland angewiesen ist. Wanda ist hoch angesehen bei allen
Bewohnern des Viertels. Sie zeigt uns in unserem Gespräch auf, wie sehr auch die Armen ihre Würde erkennen müssen und dafür kämpfen. Nur durch den unabdingbaren Zusammenhalt der Gemeinschaft in
Zumbi dos Palmares ist es zu diesem Erfolg gekommen.
Das Menschenrechtszentrum kann nur konkret und aktiv mit diesen Gruppen arbeiten und ihnen helfen, wenn alle zusammenstehen.
Rio de Janeiro
Am Freitag (03.04.) legen wir einen Tag zur Erkundung der Stadt Rio de Janeiro ein. Das darf nicht fehlen, bei aller Sprengkraft der bestehenden Ungerechtigkeiten, denen wir stets begegnen.
Maracana-Stadion, Candelaria-Kirche, Copacabana, Christus-Statue, Zuckerhut, Barra de Tijuca mit ihren Wohngettos, und schließlich einem Besuch in einem großen Shoppingcenter, in dem ein Großteil
der Brasilianer keinen Zutritt hat.
Nova Iguacu
Samstag (04.04.) Nach dem Touristentag legen wir heute ein Kontrastprogramm ein, welches unsere Reisegruppe noch lange nach der Reise beschäftigen wird: Terra e pais (Land und Frieden), eine
Favela, seit 9 Jahren im Besetzungszustand. Die Menschen kämpfen seit Jahren um Legalisierung durch die Stadtverwaltung, um Kanalisation und Trinkwasserversorgung zu bekommen. Erschwert wird der
Aufbau, dass das Terrain viermal im Jahr der Abwasserkanal durch starke Regenfälle ansteigt und die Häuser in unmittelbarer Nähe überschwemmt, so dass alles von vorne beginnt.
Anschließend verbrachten wir den Rest des Tages im Kinderheim Bejia Flor, eines unserer Projekte. Lernten dort die Kinder und Jugendlichen kennen und führten mit der Leiterin des Heimes, Vera ein
informatives Gespräch über den aktuellen Stand der Arbeit. Zurzeit leben 29 Kinder in Bejia Flor und 45 Kinder und Jugendliche werden noch nachhaltig in den Familien betreut.
Sigi und Barbara mit Lohain, 6 und Joice 7 Jahre