Einblicke in die soziale Arbeit im westlichen Marajó
Im Herzen des brasilianischen Marajó-Archipels liegt São Sebastião da Boa Vista, eine Gemeinde voller Herausforderungen, aber auch voller Hoffnung. Unsere Arbeit dort beginnt mit einem genauen Blick auf die Realität vor Ort. Eine Realität, die sowohl Schwächen als auch vielversprechende Veränderungen zeigt.
Ein zentrales Anliegen ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen. Das Jugendamt vor Ort ist für viele der erste Anlaufpunkt. Doch das aktuelle Umfeld wird diesem Anspruch nicht gerecht: Die Räumlichkeiten sind unzureichend ausgestattet, bieten kaum Privatsphäre oder Schutz, geschweige denn Würde für Kinder in Not.
Das soziale Schutzsystem bestehend aus Bildung, Gesundheitsversorgung, Jugendhilfe und dem Zentrum für Sozialhilfe (CRAS), verändert sich spürbar. Es gibt engagierte Fachkräfte, klare Bemühungen und erste strukturelle Verbesserungen. Aber: Der Weg ist noch lang. Koordination, Ressourcen und der politische Wille bleiben zentrale Herausforderungen.
Besonders inspirierend ist die Entwicklung vieler Frauen in der Gemeinde. Noch vor Kurzem fühlten sie sich isoliert, machtlos und zum Schweigen gebracht. Heute beginnen sie, ihre Stimme zu erheben: Sie gründen Netzwerke, organisieren sich in Vereinen und nehmen ihr Leben selbst in die Hand, mit dem Mut zur Veränderung.
„Ich kann. Ich will. Ich bin fähig.“ – Dieser Satz wird für viele zur neuen Lebensrealität.
Einige Frauen studieren bereits an Hochschulen, andere engagieren sich in der lokalen Politik oder in Bildungsprojekten. Sie sind Teil einer neuen Bewegung, die den sozialen Wandel in Marajó sichtbar macht.
Die Schulen vor Ort sind ein Symbol für das Potenzial der Region. Während eine neue Schule kurz vor der Eröffnung steht, zeigt sich bereits in bestehenden Einrichtungen: Hier wird Bildung ernst genommen. Die Architektur ist einladend, die Lehrkräfte engagiert. Das ist ein Lichtblick, besonders für Kinder aus ländlichen Gebieten, die oft vergessen werden.
Trotz aller Fortschritte gibt es noch viel zu tun. Frauen, Kinder und Familien brauchen mehr Unterstützung. Das geht nur mit gezielter öffentlicher Politik, finanzielle Mittel und durch ein starkes Netzwerk aus lokalen und nationalen Akteur*innen. Es braucht Visionen, Mut und echte Zusammenarbeit.
Die Erfahrungen aus São Sebastião da Boa Vista zeigen: Wandel ist möglich – wenn Menschen zusammenhalten, wenn Räume der Teilhabe entstehen und wenn wir das Vertrauen in unsere eigene Kraft stärken.
Lasst uns gemeinsam weitergehen – für ein gerechteres, würdigeres Leben im Marajó.