Zum zweiten Mal traf sich der Aktionskreis Pater Beda zur Jahreshauptversammlung außerhalb der Klostermauern Bardels. Zum ersten Mal traf er sich ohne den langjährigen Geschäftsführer Udo Lohoff. Nach dessen plötzlichen und unerwarteten Tod Anfang des Jahres, hat der Verein einen Prozess der Umstrukturierung und Neuorganisation begonnen, um ein Ziel zu erfüllen:
„Wir machen weiter - Wir lassen unsere Projektpartner in Brasilien und Haiti nicht im Stich!“
„Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund!“, hieß es in der Predigt im Gemeindegottesdienst von St. Johannes der Täufer in Bad Bentheim, die für die Mitglieder des Aktionskreises den Auftakt zur Jahreshauptversammlung gab. Es war eine Einstimmung vor allem für den Beitrag des brasilianischen Gastes Demetrius Demetrio. Er ist Leiter der Gemeinschaft der Kleinen Propheten in Recife, Nordostbrasilien und international ausgezeichnet für seine Arbeit zur Verteidigung der Menschenrechte. Gemeinsam mit den neuen Ansprechpartnerinnen Theresa Rottmann und Frauke Löpmeier besuchte er u.a. Unterstützergruppen im Münsterland, Emsland und Sauerland.
Seit gut 40 Jahren arbeitet Demetrius unter anderem mit Unterstützung des Aktionskreis Pater Beda mit Kindern, Jugendlichen und Familien, die auf der Straße oder in einer sogenannten „Favela“ leben müssen. Auch wenn der Regierungswechsel mit Präsident Lula positiv sei, müsse man bedenken, dass sich im brasilianischen Senat noch viele Anhänger des rechtsextremen Ex-Präsidenten Bolsonaro befänden, erklärte Demetrius. Durch die Verbreitung seiner rassistischen und frauenfeindlichen Äußerungen sowie Lockerung der Waffengesetze habe Bolsonaro dazu beigetragen, dass die Gesellschaft Brasiliens gespaltener, denn je sei und es zu einer extremen Zunahme an Kriminalität und Gewalt insbesondere gegen Frauen gekommen sei.
„Der Hunger in Brasilien hat ein Alter, eine Hautfarbe, ein Geschlecht und eine Postleitzahl,“ berichten brasilianische Menschenrechtsaktivisten.
Demetrius Demetrio versucht in seiner Organisation für Menschen, die von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt, Armut und Hunger betroffen sind, eine ganz andere Atmosphäre und Realität zu schaffen. Dazu nutzt er mit seinem Team Ansätze wie einen städtischen Dachgarten, Soziale Gastronomie, eine solidarische Bäckerei, ärztliche und psychologische Betreuung sowie rechtlichen Beistand und Bildung, Bildung sei auch das Instrument, mit dem Menschen ihre Lebensgeschichte noch umschreiben könnten.
„Woher nimmst Du die Kraft?“, war eine Frage aus dem Publikum an Demetrius. Dieser antwortete, er sei ein ganz normaler Mensch, der seine Talente dafür einsetze, die Welt zu einem etwas gerechteren Ort zu machen. Das sei eine Entscheidung, die jeder und jede von uns an jedem einzelnen Tag treffen könne.
Ein Beispiel für ein solches Engagement ist unserem Verein mit dem plötzlichen Tod des Geschäftsführer Udo Lohoff genommen worden. Einen „Ersatz“ könne man für Lohoff nicht so einfach finden, teilte der Vorstand mit. Durch das ehrenamtliche Engagement der Vorstandsmitglieder und eine Erweiterung des Teams könnten die Arbeitsbereiche vorerst aufgefangen werden. Die weitere Entwicklung des Vereins und vor allem der „Nachwuchs“ sei ein wichtiges Thema und Anliegen.
Eine weitere jahrzehntelang unermüdlich Engagierte wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Maria Lohoff führte als Ehefrau von Udo Lohoff nicht nur die Finanzbuchhaltung, sondern war stets gute Seele, Zuhörerin und Ansprechpartnerin sowohl für die deutschen als auch die brasilianischen Freundinnen und Freunde des Aktionskreises Pater Beda.
„Wir wünschen Maria Lohoff alles Gute und sind dankbar für ihre weitere Verbundenheit mit und Unterstützung des Aktionskreises Pater Beda“, dankte der Vorstandvorsitzende Bernward Wigger im Namen des gesamten Aktionskreises Pater Beda.
Den über 50 anwesenden Vereinsmitglieder wurde der Jahresabschluss 2023 mit einem „uneingeschränkten Bestätigungsvermerk“ von einem Wirtschaftsprüfer erläutert – u.a. eine wichtige Voraussetzung für die Weiterbeantragung des DZI-Spendensiegels. Weiterhin wirkten die Vereinsmitglieder aktiv an den üblichen Formalitäten und Beschlüssen mit.
Ein besonderer Reisebericht über die erste Gruppenreise ohne Udo Lohoff sowie Berichte aus dem aktuellen Projekt mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung rundeten das Programm ab. Neben dem brasilianischen Gast vor Ort, war der Präsident des Partnernetzwerks SoliVida live zugeschaltet und mit einigen Videobotschaften wurden die deutschen Freundinnen und Freunde gegrüßt.
Zitate von Begünstigten aus Brasilien:
„Für uns Gemeindeleiterinnen und Führungspersonen ist ein Projekt zum Thema Menschenrechte sehr wichtig und stärkt unsere Position als Multiplikatorinnen. Als Kollektiv können wir zur Transformation der Gesellschaft beitragen.“
Pater - Márcio Rodrigues
„Das Projekt fördert nicht nur theoretische Kenntnisse über Menschenrechte und politische Teilhabe, sondern setzt Menschenrechte auf ganz praktische Weise um, z.B. das Recht auf Nahrung über den Zugang zu ökologischen Gemeinschaftsgärten.“
Bischof - Edivalter Andrade
„Das Projekt bringt Kindern und Jugendlichen die Produktion von Lebensmitteln nahe und sensibilisiert sie für die Umwelt, die Erde und die Systeme, in denen wir leben.“
Ana Maria
„Mit diesem Projekt zeigen wir den Menschen, dass es möglich ist, Ernährungssouveränität zu erreichen.“
Fernando Viana
„Das Projekt arbeitet mit dem Ansatz der Agrarökologie und wir lernen, unser Land wertzuschätzen und wie wir unser Land pflegen können. Ich weiß nun, mein Land, das ist mein größter Reichtum. Wir lernen auch über globale Probleme und Zusammenhänge, z.B. zum Welthunger.“
Vanessa Carvalho
„Wir haben nicht nur Samen und Dünger erhalten, sondern Bildung. Wir wissen, was wir tun müssen, um gut zu produzieren.“
Denivânia Leal
„Wir haben gelernt, zu verkaufen, mit Geld umzugehen und mit Kunden zu arbeiten.“
Dona Luzia
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