Die Gemeinschaft der kleinen Propheten ist ein Hilfsprojekt zur Resozialisierung von Straßenkindern im Zentrum der Großstadt Recife (Pernambuco) im Nordosten Brasiliens.
Diese Einrichtung wurde vor 22 Jahren als Projekt Clarion, einem Verein ohne kommerziell-gewinnbringenden Zweck, gegründet mit dem Ziel, durch fürsorgende Maßnahmen den auf der Straße lebenden
Jungen und Mädchen zu einem einigermaßen menschenwürdigen Leben zu verhelfen. Durch die Erfahrungen auf der Straße formte sich aus der CPP im Laufe der Jahre eine Einrichtung, die Kindern und
Jugendlichen von der
Straße eine Basisvorsorge, Sozialisation und Bildung anbietet. Dadurch sollen diese jungen Menschen in das soziale Leben integriert werden sowie ihre
Rechte als Staatsbürger vollständig ausüben können.
Die Mission: Die Kinder in diesem Projekt befinden sich persönlich und gemeinschaftlich andauernd in sehr risikoreichen Situationen. Die CPP will die Lebensqualität dieser
Mädchen und Jungen verbessern und möglichst eine (Re)Integration in die Zivilgesellschaft erreichen. Ihnen wird deshalb eine zivilisatorische und medizinische Grundbetreuung,
Sozialisierungshilfen, Grundlagen einer Bildung und wenn möglich eine einfache Berufsvorbereitung angeboten. Außerdem wird geholfen, dass die jungen Menschen ihre Rechte als vollwertige
Staatsbürger erkennen und in Anspruch nehmen.
Die Vision: Das Handeln in diesem Projekt erwächst aus der Verantwortung für unsere hilfebedürftigen Mitmenschen und basiert auf ethischen Werten, die bei allem konkreten Tun verwirklicht und die auch bei den Schützlingen gefördert werden sollen. Dies sind unter anderem der Respekt vor jeder Andersartigkeit, die Solidarität mit Mensch und Sache, Transparenz, Erwerb von nachhaltigen Persönlichkeitsstrukturen, Kreativität, Streben nach Besserem, Achtung des Eigentums. Was als Wunsch ans Große gilt, gilt auch für den Umgang im Kleinen und Konkreten.
Kommunikation: Die CPP dokumentiert die Situation der Straßenkinder und informiert die Öffentlichkeit darüber. Dadurch soll bei den Menschen Verständnis für die Situation der Betreuten geweckt werden, besonders wenn sie auf dem Wege sind, sich persönlich zu entwickeln und in die soziale Gesellschaft zurückkehren.
Wie arbeitet die CPP?
Das Haus
Die ersten Kontakte mit den Kindern und Jugendlichen werden in deren Lebensraum geknüpft, der Straße. Die freundschaftliche Annäherung, das Bewusstmachen der Situation und das Angebot der
konkreten Hilfe schaffen Vertrauen und Bindungen. Durch diesen direkten Kontakt auf der Straße ergibt sich die konkrete Arbeit im Projekthaus der CPP (Casarao) im historischen (aber
vernachlässigten) historischen Stadtviertel Sao José von Recife, Avenida Sul 110.
Dort findet neben der individuellen pädagogischen Grundbetreuung mindestens eine wöchentliche Versammlung statt, die eine Menge von Ideen hervorbringt, an welchen konkreten Fragen die
gemeinschaftliche Arbeit anknüpfen kann. Das betrifft häufig zunächst organisatorische Fragen, wie z.B. die Öffnung des Projekthauses, dessen Säuberung bis zur Essensausgabe und die Ruhezeiten.
Wichtiger aber ist die psycho-soziale Arbeit, die darauf abzielt, die Bindungen zwischen den Betreuten zu stärken und gemeinschaftliche Arbeit zu fördern.
Die individuelle Betreuung setzt an bei Spielen, einfachen (kunst)handwerklichen Tätigkeiten, den Lebensbedingungen auf der Straße, dem Hunger und den Verletzungen der Bürgerrechte. Auch Musik
und Tanz, Alphabetisierung und Sport nehmen breiten Raum ein. Aus den Diskussionen ergeben sich oft Ideen über alternative Werdegänge sowie über Vorschläge, wie man Marginalisierungen
entgegentreten kann.
Die Familien
Wenn die Betreuten über ihre Familien berichten oder Interesse dafür signalisieren, beginnen auch Besuche bei ihnen. Dabei wird versucht, die Hintergründe der Vernachlässigung zu erkunden, aber
auch schon mit Hilfe der professionellen Sozialarbeiterin vorsichtig zu erreichen, ob und wie eine erneute Aufnahme in die Familie möglich ist. Es ist auch wichtig, Dokumente der Betreuten zu
erhalten, die für die Wahrnehmung der Rechte als Bürger wichtig sind. ("Wer keine Papiere hat, existiert nicht.")
Die Betreuung im Haus Die Erziehungspraxis im Haus folgt einem Konzept, das den Respekt vor der kulturellen Identität der Kinder und Jugendlichen der Straße wahrt. Ziel ist eine
Bewußtseinsänderung zu einem Verständnis für die eigene Situation verbunden mit einer Veränderung / Verbesserung der persönlichen und sozialen Realität.
Die Betreuung im Haus Die Erziehungspraxis im Haus folgt einem Konzept, das den Respekt vor der kulturellen Identität der Kinder und Jugendlichen der Straße wahrt. Ziel ist eine
Bewußtseinsänderung zu einem Verständnis für die eigene Situation verbunden mit einer Veränderung / Verbesserung der persönlichen und sozialen Realität.
Die Betreuung der Mädchen (auch im eigenen Schutzraum) soll in besonderer
Weise ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stärken, Kreativität anregen und die Resozialisierung fördern. Es werden dafür sozio-erzieherische Workshops und eine afro-brasilianische
Kunstwerkstatt angeboten. Gespräche über Themen wie Drogen, Gewalt, Prostitution, Staatsbürgerschaft (Statut des Schutzes von Kindern und Jugendlichen) unterstützen dies.
Die Betreuung der Jungen will darüberhinaus die Eigenorganisierung, die Sozialisation und die Solidarität untereinander stärken. Zu diesem Zweck bietet das Projekt einen
Grundschulunterricht, Perkussion, Kunst, Capoeira, Sport im Freien, Rap-Gesang an. Der psychosoziale Dienst (SEAPSSEAPS) hilft insbesondere den Jungen und Mädchen, die Opfer von
physischer und sexueller Gewalt sind. Ihnen wird geholfen, die Verletzungen zu heilen, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und ihre grundlegenden Menschenrechte wahrzunehmen. Die
Betreuung erfolgt durch psychologische Fachkräfte und Sozialarbeiter, die über individuelle Aufmerksamkeit und Gruppenbetreuung hinaus alle dazu anregt, einen kritischen Blick auf die Formen der
sexuellen Unterdrückung zu werfen. Dagegen sollen Selbstwertgefühl, Autonomie und soziale Verantwortung entwickelt werden.
Verschiedene Themenworkshops und andere beistehende Aktivitäten bezogen auf geschlechtsspezifische Themen, Jugendschutz, Straße kontra Familie, Drogen usw.
sollen ebenso das kritische Bewusstsein als Staatsbürger weiterbilden sowie die Teilhabe an anderen sozialen Bewegungen und die Eingliederung in die Gesellschaft fördern.
Die Betreuung in den Straßen vollzieht sich bei sportlichen Aktivitäten, Wundbehandlung u.ä. Die Präsenz auf der Straße ist für die Betreuer wichtig, da dieser Kontakt ein
Gefühlsband entstehen lässt und eine Brücke für das Betreuungsangebot im Projekthaus ist.
Sítio Clarion Die CPP verfügt als einen weiteren Teil ihrer Infrastruktur über einen acht Hektar großen Bauernhof mit Unterbringungsmöglichkeiten, Lehr- und Unterrichtsräumen, Speisesaal, Videoanlage sowie einem Fußball- und Volleyballfeld. Es werden ökologische Landwirtschaftsarbeiten angeboten. Der Hof ist auch eine Fluchtmöglichkeit vor der zeitweise lebensbedrohenden Gewalt auf der Straße (untereinander und Todesschwadronen).